Focus Home Interactive, Gameloft, 505 Games, THQ Nordic, CD Projekt RED sind nur einige der bekannten Videospiel-Hersteller. Auch in Europa ist die Branche reichlich vertreten: Entwicklerstudios wie die von Ubisoft, die sich in mehreren europäischen Ländern befinden, aber auch Arkane Studios, CD Projekt RED oder Milestone Interactive sind europäisch. Zudem sind in ganz Europa zahlreiche unabhängige Spieleentwickler zu finden, die für alle videospielfähigen Geräte (PC, Spielekonsolen, Smartphones und Tablets) produzieren. Gerade für sie ist wegen der starken Konkurrenz die Unterstützung der EU von großer Bedeutung.
Finanzielle Unterstützung für europäische Entwicklerstudios
Im Jahr 2014 hat die Europäische Union das Förderprogramm Creative Europe Media ins Leben gerufen, das kulturelle Projekte und insbesondere Videospiele in Europa finanzieren soll. Das Programm läuft von 2014 bis 2020 und verfügt über ein jährliches Investitionsbudget von rund 3,78 Mio. Euro.
Das Programm beruht auf bestimmten Kriterien, die die Projekte erfüllen müssen, um für eine Förderung ausgewählt zu werden. Zunächst muss das Unternehmen europäisch sein, Erfahrung im Bereich des Gamings besitzen und schon mindestens 12 Monate lang offiziell Bestand haben. Die Zielplattform(en) des Spiels und die Vertriebsmethode spielen hierbei keine Rolle. Wichtig ist jedoch, dass die Spiele einen hohen Grad an Originalität, Innovation, Kreativität und kultureller Diversität beinhalten und Wert auf die Identität und das kulturelle Erbe Europas legen.
Außerdem sollte das Projekt ein Minimum an kommerziellem Interesse besitzen und potenziell auch in anderen EU-Ländern bzw. weltweit vertrieben werden können. Um eine Förderung zu bekommen, muss das Entwicklerstudio zudem nachweisen, dass in den zwei vorhergehenden Jahren eines seiner Videospiele auf dem Markt verfügbar war. Sind diese Kriterien erfüllt, kann der Zuschuss bis zu 50 % der Gesamtkosten betragen.
Unter bestimmten Bedingungen ist das Förderprogramm auch in einigen Nicht-EU-Ländern verfügbar. Dazu gehören Island, Norwegen, Bosnien-Herzegowina, Nordmazedonien, Montenegro und Serbien. Auch im Vereinigten Königreich kann das Programm dank der Vereinbarungen des EU Austrittsabkommen noch durchgeführt werden. Sobald ein Projekt ausgewählt wurde, wird ein Vertrag geschlossen, in dem die Konditionen und die Fördersumme festgelegt werden. Bis zu 70 % der Gesamtfördersumme können bereits als Vorfinanzierung ausgezahlt werden.
Auf diese Weise hat die Europäische Kommission konkrete Maßnahmen für die Branche getroffen. Das Förderprogramm bietet den Spieleentwicklern zusätzlich zu den Zuschüssen ihres Landes eine Finanzierung von Seiten der Union entsprechend der geltenden EU-Gesetzgebung - ein sinnvoller Beitrag. Die Bezuschussung von Videospielen existiert erst seit Kurzem. Dabei gäbe es hierfür einen großen Bedarf, weil die Finanzierung der Gaming-Projekte oft nicht einfach ist. Hinzu kommt die starke Konkurrenz der zahlreichen Akteure auf dem internationalen Markt.
Innovationsförderung und Unterstützung durch Mitgliedsstaaten
Der technische Fortschritt ist eine der größten Einflussgrößen für den Sektor der Videospiele, insbesondere für die einzelnen Bauteile, die Grafikmaschine und die Physik-Engines, aber auch im Bereich der künstlichen Intelligenz. Die Forschung auf diesen Gebieten kann dank eines Gesetzes des EU-Rechtes ebenfalls unterstützt werden. Das Förderprogramm Horizont 2020 bietet beispielsweise Förderungen für Innovationen und den Bereich der Computertechnik - und damit indirekt auch für Videospiele. Zudem existieren zahlreiche Initiativen von Organisationen oder privaten Unternehmen zur Verbesserung der europäischen Videospiele.
Auch die EU-Mitgliedsstaaten subventionieren die Forschung in ihrem Land und bieten den Entwicklerstudios bestimmte Hilfeleistungen an. In Frankreich geschieht dies zum Beispiel durch eine staatliche Filmförderungsbehörde, das CNC (Centre national du cinéma et de l’image animée). Die Behörde vergibt einen Fonds zur Unterstützung von Videospielen, den sogenannten Fonds d’aide au jeu vidéo (FAJV), der auch ideelle Hilfe bei der Entwicklung und in der Prototypenphase des Spiels gibt. Beispielsweise hat das CNC im Juni 2019 ein neues Förderprojekt begonnen, das bei der Erstellung des Game Design Document (GDD) helfen soll. Dieses Dokument ist von zentraler Bedeutung, da es die genauen Eigenschaften des Spiels festhält und dem Entwicklerteam bei der Produktion als Leitfaden dient.
Ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor ist der europäische Binnenmarkt, der den Vertrieb der Spiele (auf Datenträgern oder in rein digitaler Form) erheblich erleichtert. Auf juristischer Ebene ist die EU-Richtlinie über das Urheberrecht zu nennen, die den Schutz des geistigen Eigentums der Studios ermöglicht und infolge der Abstimmung am 26. März 2019 gerade erst reformiert worden ist.
Die EU unterstützt die einheimischen Spieleentwickler seit 2014 also in mehr als einer Weise. Bedenkt man allerdings die hohe Zahl an Akteuren und Projekten innerhalb der EU, sind die Förderungen immer noch relativ niedrig und eigentlich nicht ausreichend.
Deswegen wäre es nebst einer Erhöhung der verfügbaren Fördergelder hilfreich, die Studios bei der Lokalisierung ihrer Produkte und die Unternehmen bei den Investitionsprojekten in Europa zu begleiten. Damit könnte das Videospiel – ein mittlerweile hochrelevantes Kulturmedium – sich weiterentwickeln. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Unterstützung der Branche entwickeln wird. Welcher Platz wird den Videospielen wohl im kommenden EU Haushalt für die Jahre 2021 bis 2027 eingeräumt? Die europäischen Institutionen werden demnächst darüber entscheiden.
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